Die Entlassung aus dem Krankenhaus kann, insbesondere bei älteren Menschen, Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit nehmen. Sowohl in eine neue Umgebung als auch in ein bereits bekanntes Umfeld, stellt sie einen Einschnitt in den Tagesablauf der Patientinnen und Patienten dar. Vertraute Personen, Abläufe und Umgebungen sind dann teilweise nicht mehr vorhanden. Nicht immer läuft die Entlassung aus dem Krankenhaus strukturiert ab.
Welche genauen Auswirkungen dies auf die Patientinnen und Patienten haben kann, dazu liegen bisher hierzu in der Literatur noch keine detaillierten Auswertungen vor. Dieses Defizit wollen wir mit dem Projekt TRADE schließen.
Die Entlassung aus dem Krankenhaus kann die Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen verändern.
TRADE hat das Ziel, den Entlassungsprozess in Krankenhäusern zu verstehen und die Folgen daraus aufzuarbeiten.
Dazu werden während der Beobachtungsphase eine ausführliche Analyse der Entlassungsprozesse der vier teilnehmenden Zentren sowie eine Befragung bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern, deren Bezugspersonen und dem zuständigen Pflegepersonal durchgeführt. Die Befragung der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern umfasst Fragen zur körperlichen und geistigen Verfassung sowie Aspekte des Alltags und der Lebensführung. Die Befragung der Bezugspersonen und des Pflegepersonals gibt Auskunft über deren Wahrnehmung zur Entlassung.
Hierfür werden drei Studienteile realisiert:
Das Forschungsprojekt TRADE wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) über drei Jahre hinweg von April 2019 bis März 2022 gefördert.
TRADE besteht aus drei aufeinander aufbauenden Studienteilen:
Ziel des ersten Studienteils ist es vor allem, eine Basis für die Interventionsplanung und -entwicklung zu schaffen.
Dazu sollen im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie in vier Krankenhäusern und umgebenden Einrichtungen in Baden-Württemberg unter anderem Erkenntnisse dazu gesammelt werden,
Hierbei werden unterschiedliche Verlegungs- und Entlasskonstellationen untersucht:
Insgesamt nehmen an diesem Studienteil etwa 600 über 70-jährige Patientinnen und Patienten, mit und ohne bereits bestehende kognitive Veränderungen, teil. Die dabei gewonnenen Daten werden mit statistischen Verfahren ausgewertet. Ergänzt wird die Beobachtungsstudie um ein sogenanntes Systematic Review (internationale wissenschaftliche Literaturübersicht) zum Thema Entlassmanagement.
Der erste Studienteil stellt eine wichtige Grundlage für die Planung und Vorbereitung der Intervention dar.
Ziel des zweiten Studienteils ist es, das Wissen von Personen, die am Aufnahme-/Entlass- und Transportmanagement beteiligt sind, zu erfassen, zu analysieren und für die Interventionsentwicklung zu nutzen.
Dazu werden zum Beispiel Stationsärztinnen und -ärzte, Pflegefachpersonen, Mitarbeitende des Sozialdienstes, aus ambulanten Diensten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie aus Krankentransport- und Rettungswesen und Angehörige der Patientinnen und Patienten leitfadengestützt in Gruppen interviewt.
Die Interviews werden mit dem Verfahren einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Auf Grundlage dieser Resultate in Verbindung mit den Erkenntnissen aus der Literaturstudie und der Beobachtungsstudie werden die Intervention sowie die Implementierungsstrategie entworfen.
Hierzu wird ein Prototyp in einem Workshop entwickelt und anschließend in einem onlinebasierten Delphiverfahren mit klinischen Expertinnen und Experten konsentiert.
In der Folge werden Schulungsmaterialien für Fachpersonal im Krankenhaus und Informationsmaterialien für Angehörige von älteren Patientinnen und Patienten erstellt, um die Pilotierung vorzubereiten.
Ziel des dritten Studienteils ist vor allem, die Intervention zu testen. Dafür wird sie in die Versorgungspraxis eingeführt und währenddessen weiter an die Praxisbedingungen angepasst. Zudem werden gesundheitsökonomische Aspekte analysiert.
Mittels einer kontrollierten Studie in vier Krankenhäusern in Baden-Württemberg werden unter anderem Erkenntnisse dazu gesammelt, wie sich bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern verschiedene gesundheitliche Faktoren nach Verlegung oder Entlassung in eine neue Umgebung entwickeln, wenn sie an der Intervention teilnehmen.
Diese Resultate werden mit den Ergebnissen einer Gruppe von Probandinnen und Probanden verglichen, die zwar an einer gesundheitlichen Untersuchung teilnehmen, aber nicht an der Intervention. Dadurch sollen Aussagen über die mögliche Wirksamkeit der Intervention getroffen werden können.
Insgesamt nehmen an diesem dritten Studienteil etwa 400 über 70-jährige Patientinnen und Patienten mit bereits bestehenden, mindestens leichten kognitiven Einbußen teil. Die dabei gewonnenen Daten werden mit statistischen Verfahren ausgewertet.
Parallel zur Testung der Intervention wird der Einführungsprozess evaluiert. Die Evaluation soll dazu Erkenntnisse liefern, ob die Intervention praktikabel ist und in der Praxis akzeptiert wird. Insbesondere sollen der Informationsfluss zur Intervention zwischen den beteiligten Personen untersucht und Barrieren sowie förderliche Einflüsse identifiziert werden. Die gewonnenen Daten werden mit einer Mischung aus quantitativen und qualitativen Analyseverfahren ausgewertet.
Darüber hinaus wird die Intervention gesundheitsökonomisch untersucht, um Aussagen über Kosteneffekte des neuen Vorgehens treffen zu können. Hierzu werden Routinedaten der AOK Baden-Württemberg und Befragungen von Patientinnen und Patienten, Angehörigen und Krankenhauspersonal analysiert und mit statistischen Verfahren ausgewertet.
Aktuelle Informationen zum Studienverlauf finden Sie bei den Neuigkeiten.
Das Forschungsprojekt TRADE wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Die Förderungsdauer beträgt drei Jahre.
Der G-BA ist das oberste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er hat unter anderem den Auftrag, neue Versorgungsformen und Versorgungsforschungsprojekte zu fördern. Dafür wurde von der Bundesregierung ein Innovationsfonds eingerichtet.
Informationen über Förderschwerpunkte und -kriterien sowie alle geförderten Projekte finden Sie auf der Webseite des Innovationsausschusses: Zum Innovationsausschuss des G-BA